Grüne und ödp im Regionalverband: „Baustoffrecycling schont fünfzig Prozent der Primärquellen“

Mitglieder der von Grünen und ödp in der Versammlung des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben haben sich am „Entsorgungszentrum Eichenberg“ der Baufirma Max Wild GmbH ein Bild von den Möglichkeiten des Baustoffrecyclings gemacht. „Wir sind der Überzeugung, dass die Verwendung von auf­be­rei­te­tem Erdaushub und recy­cel­tem Material aus Bauschutt und Straßenaufbruch das Potential hat, die natür­li­chen Vorkommen an Kiesen und Sanden zu scho­nen und die bis­lang bis 2035 geplan­te Abbaumenge um 50 fünf­zig Prozent zu redu­zie­ren“, betont der Fraktionsvorsitzende Ulrich Walz. „Wir erwar­ten von und Wirtschaft, dass so schnell wie mög­lich damit begon­nen wird, im Regionalverbandsgebiet Recyclingzentren zu unter­stüt­zen und der Ressourcenverschwendung Einhalt zu gebieten.“ 

Im Landkreis Biberach betreibt die Firma Max Wild am Standort Eichenberg bei Berkheim auf dem Areal einer ehe­ma­li­gen Kiesgrube erfolg­reich einen Standort zum Baustoffrecycling. Die Baufirma kennt sich mit dem Thema Wertstoffkreislauf aus, betreibt sie doch ein eige­nes Baugeschäft, in dem sie im Tiefbau sowohl Primärrohstoffe als auch Recyclingmaterial ver­baut. Gregor Silvers, Leiter des Geschäftsfeldes Flächenrecycling, erläu­tert, dass Entsorgungsfachbetriebe bei­spiels­wei­se im Straßenbau Baumaterial ein­set­zen, das zur Hälfte aus Recyclingprodukten besteht. Unter Verwendung von Recycling-Beton kön­ne man sogar kom­plett auf Primärkies verzichten. 

Im Gegensatz dazu fin­det in den Landkreisen Sigmaringen, Ravensburg und Bodenseekreis laut Regionalverbandsdirektor Franke Bauschuttrecycling der­zeit qua­si nicht statt. Es sei auf unse­ren Baustellen gän­gi­ge Praxis, zu ein­hun­dert Prozent Kiese und Sande aus pri­mä­ren Rohstoffquellen zu ver­bau­en und beim anfal­len­den Bodenaushub sowie Bauschutt wie­der­um zum Verfüllen der beim Kiesabbau ent­ste­hen­den Gruben zu ver­wen­den. „Diese Praxis ist absurd und durch nichts zu recht­fer­ti­gen“, kri­ti­siert Walz. „Unsere Nachbarländer Österreich und Schweiz haben dem längst einen gesetz­li­chen Riegel vor­ge­scho­ben – mit der Konsequenz, dass jähr­lich etwa eine Million Tonnen Kiese aus dem Raum Oberschwaben als Billigkies in die Nachbarländer expor­tiert wird.“ Durch höhe­re Rohstoffpreise könn­ten mehr Nachhaltigkeit und die Beibehaltung der Wertschöpfung in der Region mit­ein­an­der ver­bun­den werden. 

Derzeit wer­den in Baden-Württemberg jähr­lich etwa 40 Mio. Tonnen Kiese und Sande abge­baut – davon 10 Mio. Tonnen in der Region Bodensee-Oberschwaben. Fast die glei­che Menge – näm­lich 36 Mio. Tonnen – fällt jähr­lich auf unse­ren Baustellen als „Bau- und Abbruchabfälle“ an. 18,6 Mio. Tonnen davon wer­den in tro­cke­ne Kiesgruben ver­füllt. Im Bodenseekreis wis­se man der­zeit nicht, wohin mit den Massen, weil Kies zumeist „nass“ – also mit Grundwasserkontakt – abge­baut wird. „Wir sehen kei­nen plau­si­blen Grund, war­um man schwer­punkt­mä­ßig neue Gruben aus­beu­tet und in neu­en Baumaßnahmen auf Naturkies und Natursand zurück­greift, anstatt zer­ti­fi­zier­te Recycling-Wertstoffe zu ver­wen­den“, sagt Johannes Übelhör von der Grünen/ödp-Fraktion. In einem Antrag for­dert er, dass der die Raumbedeutsamkeit von zen­tra­len Bauschuttrecyclinganlagen und die damit zusam­men­hän­gen­den Zwischenlagerungsflächen aner­kennt. Die Bereitstellung sei nicht von heu­te auf mor­gen mög­lich, aber man müs­se jetzt anfan­gen und mit dem neu­en die Weichen rich­tig stel­len. „Verbandsverwaltung und die ande­ren Fraktionen wären glaub­wür­di­ger, wenn sie sich die­ser Thematik nicht wei­ter ver­sper­ren“, ist sich die Öko-Fraktion einig und erneu­ert ihre Forderung, dass die Recyclingquoten an Beton, Asphalt, Ziegel und Aushubmaterial deut­lich gestei­gert wer­den und damit der jähr­li­che Abbau ober­flä­chen­na­her Rohstoffe spä­tes­tens im Jahr 2035 hal­biert wird.