Bündnis90/Die Grünen auf den Spuren des beeidruckenden Weges
(jü, 02.10.2025) Vor Beschlussfassung des Teilregionalplanes Energie in der Verbandsversammlung des Regionalverbandes Bodensee Oberschwaben (RVBO) am 26. Sept. 2025 haben sich 40 Vertreter:innen und Freunde von Bündnis 90 / Die Grünen am Samstag 20.09 in Wildpoldsried vom 2. Bürgermeister Günter Mögele und Thomas Knecht, von gleichnamigen Ingenieurbüro, den Weg zum bundesweit und international bekanntem Energiedorf, erläutern lassen.
2. Bürgermeister Günter Mögele vor einem der Windräder
Organisiert wurde die ganztägige Exkursion von der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen, diese vertreten durch die Fraktionsvorsitzenden Dr. Ulrich Walz und Johannes Übelhör, in der Verbandsversammlung des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben.
Ankunft in Wildpoldsried mit einem Elektrobus von Strauss Reisen. Johannes Übelhör (B90/DieGrünen) vom Regionalverband begrüßt die Teilnehmer:innen
Mit großen Erwartungen sind die Vertreter:innen, aus den Landkreisen Bodenseekreis, Ravensburg und Sigmaringen, in den E‑Bus, ab Tettnang und den Haltepunkten Ravensburg, Weingarten, Bad Wurzach und Leutkirch, eingestiegen.
Denn angekündigt waren ein ausgiebiges Gespräch über die Energiewende in Wildpoldsried und Themen wie Bürgerbeteiligung, Beeinträchtigung von Natur und Umwelt, Umzingelungswirkung auf die Gemeinde.
Und die Erwartungen der Teilnehmer:innen wurden übererfüllt. In einem 2‑stündigen Vortrag erläuterte Günter Mögele den Weg zum Energiedorf mit welchem die Gemeinde zig-fache Auszeichnungen u.a. 2018 den European Energy Award in Gold mit der höchsten Punktzahl, 2019 das bayerische Gütesiegel „Heimatdorf 2019“ gewonnen hat. 2020 gehörte die Gemeinde Wildpoldsried dann zu den drei besten Gemeinden Deutschlands beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis.
Mit großer Aufmerksamkeit verfolgten die Teilnehmer:innen die spannenden Ausführungen von Günter Mögele.
1996 wurde von einem Landwirt die erste Bürgerwindkraftgesellschaft gegründet welche in der Folge die erste Windkraftanlage im Allgäu baute.
Die Windräder sorgen für beständige Einnahmen im Gemeindehaushalt und bei allen Beteiligten
In den Jahren 1998 und 1999 wurde dann in einer Klausurtagung des Gemeinderates mit nachfolgender Bürgerumfrage festgelegt, dass die Gemeinde einen innovativen, richtungsweisenden Weg gehen will. Regenerative Energieerzeugung, Energieeinsparung, maximaler Einsatz von Holz bei Baumaßnahmen und Schutz der ober- und unterirdischen Wasservorkommen wurden als Säulen des neuen Weges der Gemeinde Wildpoldsried festgelegt.
Parallel beschäftigten sich seit Ende der 90-er Jahre aktive Landwirte mit der Erzeugung regenerativer Energien.
Der Startschuss für einen gemeinsamen Weg war gegeben.
2005 wurde die Dorfheizung mit Nahwärmenetz in Betrieb genommen. Dazu wurde eine Dorfentwicklungs-GmbH gegründet. Zug um Zug wurde die Dorfheizung in den vergangenen Jahren und auch heute noch erweitert so dass das Nahwärmenetz im Dorf heute ca. 4,3 km lang ist.
Von einem ca. 4 km entfernten landwirtschaftlichen Betrieb mit Biogasanlage wird das dort entstehende Biogas über eine Gasleitung ins Dorf zu den Blockheizkraftwerken geleitet. Dort wird es als Brennstoff für die Satelliten-Blockheizkraftwerke eingesetzt so dass am Ende Strom und Abwärme entsteht.
Biogas sorgt für 60 % der benötigten Wärme in Wildpoldsried
Heute werden in Wildpoldsried ca. 18 Millionen Kilowattstunden Wärme über mehrere BHKW´s und Kessel erzeugt. Dies entspricht ca. 60% des Verbrauchs und führt zu einer CO2-Einsparung von größer 3.000 to/Jahr.
Konsequent wird seit über 20 Jahren das Thema Bürgerbeteiligung weiter betrieben. In der Folge sind unterschiedlichste Beteiligungsmodelle entstanden so dass es heute über 400 private Beteiligungen an unterschiedlichsten Anlagen gibt.
11 Windenergieanlagen mit einer Leistung von rund 17.600 Kilowatt, 15 Photovoltaikanlagen auf kommunalen Gebäuden in Form von Bürgeranlagen mit einer Leistung von rund 706 Kilowattpeak und rd. 350 Photovoltaikanlagen in privatem Eigentum mit einer Leistung von rund 6.200 Kilowattpeak erzeugen heute rd. 58 Millionen Kilowattstunden Strom,
Dem steht ein Stromverbrauch in der Gemeinde von ca. 6,4 Millionen Kilowattstunden gegenüber, das heißt in der Gemeinde Wildpoldsried werden ca. 51,6 Millionen Kilowattstunden Strom mehr erzeugt als benötigt wird, sprich in das öffentliche Stromnetz zurück gespeist.
Dies führte z.B. im Jahr 2023 zu einer enormen regionalen Wertschöpfung von rund 8 Millionen Euro und daraus resultierend zu Einnahmen bei der Gemeinde in Höhe von ca. 800.000,00 Euro und Ausschüttungen an die Vereine in Höhe von ca. 43.000,00 Euro.
Dies alles im Einvernehmen mit den Bürgern, ohne Gefühle von Umzingelung durch Windkraftanlagen, von Lärm- und Staubemissionen durch Heizungsanlagen.
Herz und Verstand – was willst Du mehr!?
Man sollte meinen, viel mehr geht augenscheinlich nicht, doch es geht noch mehr. Fortlaufend wird überlegt wie sich der energietechnische Mix für die Zukunft optimieren und weiter entwickeln lässt. Wie überschüssiger Strom ggf. vor Ort benutzt, vermarktet und der Verbrauch, die Abnahme optimal gesteuert werden kann. E‑Ladesäulen, Intelligente Zähler, Power to heat und Batteriespeicher werden angewendet, sind in der Diskussion.
Herz, was willst Du mehr – und tatsächlich es geht immer noch mehr. Die Gemeinde kann sich um Einrichtungen kümmern die eine Gemeinde schön, interessant machen, für den Bürger wichtig sind, zum Gemeinwohl beitragen. Da wären zum Beispiel das ökologische Bildungszentrum mit 55 Betten in dem Jahr für Jahr ca. 100 Besuchergruppen aus über 30 Ländern empfangen werden. Da gehören die von der Gemeinde erworbenen oder unterstützen Einrichtungen wie das Altersheim, die Gastwirtschaft, eine Holzparkhaus, und, und, und dazu.
Ein hochgradig spannender Tag mit Intensivlehrgang zur Energiewende, angesteuert mit E‑Bus der Fa. Strauss Tettnang zeigte den Teilnehmer:innen live und ohne Versorgungs- und Anlagen‑, Fahrzeugstörungen, dass Energiewende, Klimaschutz, regionale Wertschöpfung zum Allgemeinwohl funktioniert, wenn, ja wenn der Wille besteht es zu tun, die Menschen, angefangen bei den Wählern:innen, fortgesetzt bei Politik und Gemeindeverwaltung gewillt sind ein klares Ziel ins Auge zu fassen und den Weg konsequent zu beschreiten.
Klimaschutz in Verbindung mit regionaler Wertschöpfung bedingt durch das enge, positive Zusammenleben von erneuerbaren Energien und Bürgern trägt in Wildpoldsried sichtlich Früchte.
Die Väter und Mütter der Energiewende in Wildpoldsried sind Helden der Energiewende in Wildpoldsried und des Gemeinwohls.
Die Teilnehmer:innen bedankten sich herzlichst bei H. Mögele und H. Knecht für die hochinteressanten Ausführungen und Einblicke. Sie sind Helden der Energiewende!
Der Tag war anstrengend aber (das aber dieses mal nicht negativ besetzt) der Tag hat sich mehr als gelohnt.
Dank gilt auch den Kreisverbänden von Bündnis 90 / Die Grünen die die Kosten der Exkursion für die Mitglieder von Bündnis 90 / Die Grünen übernehmen.
Und zu guter Letzt, die Fraktion von Bündnis 90 / Die Grünen in der Verbandsversammlung weiß aus den gemachten Erfahrungen, im Rahmen der Exkursion nach Wildpoldsried, einer Exkursion in den derzeit im Bau befindlichen Windpark in Hüttenreute, Gemeinde Hosskirch und einer ganztägigen Klausur mit den wichtigsten Stakeholdern zum Altdorfer Wald, dass der Teilregionalplan Energie eine wesentliche Grundlage für die regionale Entwicklung, Wertschöpfung und Klimaschutz darstellt und die daraus resultierenden Anlagen im Kontext von Natur und Umwelt errichtet und betrieben werden können.
Text: Johannes Übelhör