Weder schönreden noch blockieren: Grüne Fraktion stellt sich Haushalt und Klinik-Zukunft

Pressemitteilung vom 13.07.2024

Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag des Bodenseekreises hat sich am 12. Juli zu einer ganz­tä­gi­gen Klausurtagung im Deggenhausertal getrof­fen. Alle neun Fraktionsmitglieder nah­men teil, um sich inten­siv mit zwei der aktu­ell drän­gends­ten Herausforderungen des Landkreises aus­ein­an­der­zu­set­zen: der Haushaltslage des Kreises und der Zukunft des Klinikums Friedrichshafen.

Im ers­ten Teil der Tagung wur­de die umfang­rei­che Vorschlagsliste der Kreisverwaltung zumög­li­chen Einsparungen im kom­men­den Haushaltsjahr durch­ge­ar­bei­tet. Diese Liste war bereits Gegenstand zwei­er Sondersitzungen der eigens ein­ge­rich­te­ten Zukunftskommission. Während vie­le der vor­ge­schla­ge­nen Maßnahmen Zustimmung fan­den, gibt es noch offe­ne Punkte,die intern fach­po­li­tisch wei­ter bera­ten wer­den müs­sen. Ziel ist es, mit einer kon­so­li­dier­ten grü­nen Position in die für September geplan­te Haushaltsklausur des gesam­ten Kreistags zu gehen.

Im Mittelpunkt der Tagung stand jedoch die sich zuspit­zen­de Lage rund um das Klinikum Friedrichshafen. Der ange­kün­dig­te Beschluss des Friedrichshafener Gemeinderats, das Klinikum zum 1. Januar 2026 an den Landkreis zu über­ge­ben, stellt den Bodenseekreis vor enor­me orga­ni­sa­to­ri­sche und finan­zi­el­le Herausforderungen. Der Kreistag hat zur Bearbeitung die­ses Themas eben­falls eine Sonderkommission ein­ge­rich­tet, in der exter­ne Fachleute für Krankenhausplanung und Gesundheitsversorgung mög­li­che Zukunftsszenarien vor­ge­stellt haben.

Um bei­de Themen – das struk­tu­rel­le Haushaltsdefizit und die Verpflichtung zu einer ver­läss­li­chen sta­tio­nä­ren Gesundheitsversorgung im Landkreis – in einen sinn­vol­len Zusammenhang zu brin­gen, hat die grü­ne Fraktion auf ihrer Klausurtagung gezielt öko­no­mi­sche Expertise hin­zu­ge­zo­gen. Prof. Dr. Jan-Marc Hodek, Leiter des Studiengangs Gesundheitsökonomie an der RWU Ravensburg-Weingarten, stell­te in einem fun­dier­ten Vortrag zunächst die Hintergründe der aktu­el­len Krankenhausreform („Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz“) dar. Anhand inter­na­tio­na­ler Vergleichsdaten zeig­te er auf, dass Deutschland zwar hohe Summen ins Gesundheitssystem inves­tiert, im Ergebnis – etwa bei der durch­schnitt­li­chen Lebenserwartung – aber hin­ter ande­ren Ländern zurück­bleibt. Die Reform zielt laut Hodek rich­ti­ger­wei­se auf eine stär­ke­re Zentralisierung, die Nutzung von Synergien und eine Bündelung fach­li­cher Expertise. Dabei geht es nicht um Sparzwang, son­dern um Effizienz im eigent­li­chen öko­no­mi­schen Sinn: also um das best­mög­li­che Verhältnis zwi­schen ein­ge­setz­ten Mitteln und dem gesund­heit­li­chen Nutzen für die Bevölkerung. Auch für den Bodenseekreis wur­den in die­sem Kontext mög­li­che Versorgungsmodelle skiz­ziert, die sowohl öko­no­misch trag­fä­hig sind als auch eine ver­läss­li­che Versorgung der Bürger:innen gewähr­leis­ten. Die Fraktionssprecherin, Silvia Queri, betont: „Besonders wich­tig ist uns dabei, dass wir die enga­gier­ten Mitarbeitenden des Klinikums Friedrichshafen nicht ver­lie­ren. Wir set­zen gro­ßes Vertrauen in ihre Fachlichkeit und ihr Verantwortungsbewusstsein – und hof­fen, dass sie auch in die­ser unsi­che­ren Phase wei­ter­hin so her­vor­ra­gen­de Arbeit leis­ten wie bisher“.

Die grü­ne Fraktion wird die wei­te­ren Entwicklungen sowohl in der Haushaltsplanung als auch in der Sonderkommission Klinikum kon­struk­tiv beglei­ten und steht für eine ehr­li­che, rea­lis­ti­sche und zukunfts­fä­hi­ge Politik, die finan­zi­el­le Realität und gesell­schaft­li­che Verantwortung mit­ein­an­der in Einklang bringt und die Herausforderungen aktiv gestal­te­risch angeht.