Gemeinschaftliches Wohnen im Fokus – Veranstaltung zum Internationalen Frauentag
Anlässlich des Internationalen Frauentags fand am 8. März 2025 im JUFA Hotel Meersburg eine besondere Veranstaltung statt, organisiert vom OV Meersburg. Im Mittelpunkt stand die Frage: „Wie wollen wir zusammenleben?“. Rund 35 interessierte Bürgerinnen, der Bürgermeister sowie mehrere Gemeinderätinnen kamen zusammen, um über bezahlbaren Wohnraum und gemeinschaftliches Wohnen zu diskutieren.
Lisa Kuner, alleinerziehende Mutter und verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des Frauenwohnprojekts „Paradies Wohn-GmbH“, stellte gemeinsam mit zwei Bewohnerinnen das innovative Wohnmodell vor. Sie berichteten über ihre Erfahrungen mit dem gemeinschaftlichen Leben und die Herausforderungen eines solidarischen Wohnprojekts.
Das Wohnprojekt „Paradies Wohn-GmbH“ – ein Modell für die Zukunft
Das Projekt wurde 2004 aus der Bürgerinitiative „Wohnen im Blick“ gegründet und nach dem Modell des Mietshäuser Syndikats realisiert. Acht engagierte Frauen im Alter zwischen 52 und 69 Jahren starteten 2009 den Bau eines gemeinschaftlichen Wohnhauses im Stadtteil Paradies in Konstanz. Im Frühsommer 2010 zogen schließlich zehn Frauen in das barrierefreie Gebäude ein, das moderne Wohnungen und gemeinschaftliche Begegnungsräume bietet.
Das Haus zeichnet sich durch ökologische Standards und eine starke Nachbarschaftskultur aus. Es fördert generationenübergreifendes Zusammenleben, indem es sowohl älteren Bewohnerinnen als auch Müttern mit Kindern Platz bietet.
Die Paradies Wohn-GmbH wurde nach dem Konzept des Mietshäuser Syndikats umgesetzt. Dieses Modell hat sich seit den 1990er Jahren als Alternative zum herkömmlichen Immobilienmarkt etabliert. Ziel ist es, Immobilien dauerhaft der Spekulation zu entziehen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Häuser werden von einer eigens gegründeten GmbH verwaltet, an der sowohl die Bewohnerinnen als auch das Syndikat beteiligt sind. Dadurch wird sichergestellt, dass die Immobilie nicht verkauft werden kann, ohne dass beide Parteien zustimmen – de facto bleibt sie immer im Gemeineigentum.
Das Syndikat unterstützt Projekte wie die Paradies Wohn-GmbH durch Beratung und ein innovatives Finanzierungsmodell. Ein zentraler Bestandteil ist der Solidarfonds, in den etablierte Projekte einzahlen, um neue Initiativen zu fördern. Dies ermöglicht es auch Menschen mit geringem Einkommen, Teil solcher Projekte zu werden.
Die Finanzierung erfolgt oft durch eine Kombination aus Eigenkapital ( = Privatkredite, die nicht zwangsläufig von den Bewohnerinnen kommen), Bankkrediten und Unterstützung durch den Solidarfonds des Syndikats. Die Mieten bleiben aufgrund dieser Struktur dauerhaft günstig – im Fall der Paradies Wohn-GmbH beispielsweise bei nur 10,75 €/m².
Gemeinschaftliches Leben – Vorteile und Herausforderungen
Die Bewohnerinnen der Paradies Wohn-GmbH betonten die Vorteile des gemeinschaftlichen Lebens: gegenseitige Unterstützung im Alltag – wie ein Patenmodell -, eine lebendige Nachbarschaftskultur und die Möglichkeit, nachhaltig zu leben. Ein Gemeinschaftsraum sowie gemeinsame Flächen wie ein Garten oder eine Waschküche fördern den Austausch und das Miteinander.
Sie adressierten aber auch die Herausforderungen, wie zu leistende Arbeitsstunden, Mediation bei Konflikten und die Notwendigkeit neuer Vereinbarungen für älter werdende Mitbewohnerinnen.
Diskussion: Selbstermächtigung und nachhaltige Wohnprojekte
Im Mittelpunkt der Diskussion standen Fragen wie
- Selbstermächtigung: Was ist der Vorteil, dass nur Frauen dort Mieterinnen sind?
- Wohneigentum und Finanzen – wie können Frauen in diesen Bereichen mehr Eigenständigkeit gewinnen?
- Wie steht es um die Umsetzbarkeit bei Bestandsgebäuden?
- Wie groß sind die anderen Projekte des Mietshäuser Syndikats? Wo gibt es solche Häuser?
In offener und angeregter Atmosphäre wurde aufmerksam zugehört, intensiv diskutiert und bei Kaffee neue Perspektiven entwickelt.
Dabei wurde deutlich: Dieses Thema muss weitergedacht werden!
Ein gelungener Morgen mit vielen Denkanstößen für die Zukunft!
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