Eine Rede von Gemeinderat Dr. Albert Dick in der Sitzung am 10.05.23
Es passiert mittlerweile sehr viel Gutes zum Thema Erneuerbare Energien seit Frau Fuchs an Bord ist. Auch ihr Vorgänger Hr. Straub und sein Mitarbeiter haben sich sehr bemüht, die Ukrainekrise hat uns beim Wärmenetz aber zeitweise massiv aus der Spur geworfen.
Wir sehen Fortschritte im AK Energie durch die erfolgte Stellenbesetzung (Hr. Brey /Energiemanager) und freuen uns auf die Wirksamkeit eines Klimamanagers, den wir jetzt endlich ausschreiben können.
Insofern könnte man das EEA AUDIT einfach zur Kenntnis nehmen und abhaken, Pflicht
erfüllt, … weitermachen, … aber genau das können wir nicht: Wir können nicht weitermachen wie bisher!
Zunächst der Blick nach außen: Hitzewellen überall, auch bei uns, die Welt brennt, s.
Spanien: Der heißeste April jemals … mit Waldbränden, …, Klimaveränderungen passieren
bereits. Überschwemmungen in Pakistan habe 2022 Millionen obdachlos werden lassen!
Viele Flüchtlinge sind heute schon Klimaflüchtlinge, wir nennen sie dann Wirtschafts-
flüchtlinge“, schicken sie zurück … Große Teile der Erde werden unbewohnbar werden:
Wer weniger oder keine OU/AU Unterkünfte vor der Haustür möchte, sollte
besser sehr schnell seinen lokalen Beitrag zur CO2 Neutralität leisten.
Aber leider findet man landauf landab das gern verwandte St. Floriansprinzip – der Verweis
in Richtung anderer Staaten, Bundesländer, Kommunen, „… sollen die doch zuerst“ … um
selbst nichts tun zu müssen. Ich muss es so klar sagen – das ist unverantwortlich!
„Machs‘te dreckig, machs‘te sauber“ titelt ein kleines informatives Buch, von Studenten gut
verständlich geschrieben und bebildert, welches auch unseren historischen Beitrag zur
Klimakatastrophe zeigt – und unsere moralische Pflicht gegenzusteuern.
Klimaschutz tut Not, aber Klimaschutz ist nicht die Aufgabe des Klimamanagers und des
Energiemanagers, sondern von uns allen, der Verwaltung, dem Gemeinderat und allen
Bürgern!
Deshalb nun konkret:
Was ist der EEA und das EEA-Audit?
- Der EEA ist ein Award, ein Preis für vorbildliche Kommunen – geht zurück auf 2001/2003
- Tettnang seit 2014, Ziel war mal Gold zu erreichen, das Ergebnis ist m.E. beschämend
Was ist der EEA nicht?
- Er ist nicht ausgerichtet am Klimaschutzgesetzt (Klimaneutral 2040) und sagt auch
nichts über das 1,5°Ziel aus – also vom Bewertungsansatz nicht mehr zeitgemäß –
und sehr mild!
Was sagt uns der EEA-Bericht?
- Der Bericht kann, bei unkritischem Überfliegen, ein falsches Bild vermitteln!
- Er spricht von herausragenden Leistungen der letzten 4 Jahre die z.T. keine sind oder schon älter sind!
- Er spricht verharmlosend von „Potentialen“ wo es heute – im Jahr 2023 – um „dringende Notwendigkeiten“ geht um 2040 Klimaneutral zu werden!
Wo stimme ich dem Bericht zu?
- Die Defizite bei unseren Liegenschaften – bekannt seit 2018 – haben sich nicht
verbessert!
Warum ist die Situation viel kritischer als der EEA-Bericht es benennt:
- Der Bericht nimmt keinen Bezug auf das, was wir uns 2018 vorgenommen hatten – und nicht getan haben: z.B. ein regelmäßiges Reporting an den GR einzuführen!
- Er nennt Stärken, die keine sind:
o Mitgliedschaft in unserem kommunalen Energieversorger Regionalwerk Bodensee … Ich sehe dadurch noch keinerlei Fortschritt bei den EE!
o Die Innere Verwaltung: Wie kann es sein, dass wir da toll sind, aber bei den Liegenschaften noch genauso schlecht wie vor 4 Jahren?
Wie passt es zusammen damit, dass Maßnahmen aus 2018 nicht umgesetzt
wurden?
o Mobilität: Da gibt es – dank Bussen – Licht beim ÖPNV, aber m.E. noch viel mehr Schatten beim Radverkehr, wie der aktuelle Fahrradklimatest des ADFC sehr deutlich zeigt: Platz 397 für Tettnang – von 474 vergleichbaren Städten.
Was braucht Tettnang?
- Wir müssen uns ehrlich machen und viel mehr tun, damit die Stadt Tettnang bis 2040
klimaneutral wird. Die Stadt muss als Vorbild vorangehen – das ist der Sinn des EEA! - Alle GRs sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Klimakatastrophe und die notwendigen Maßnahmen nicht das Problem der Grünen sind, sondern unserer
Generation, der ersten die das volle Ausmaß verstanden hat, und der letzten die die
Katastrophe noch abmildern kann. - Wir brauchen mehr Mut für unpopuläre Entscheidungen und für Fortschritt. Wer sich
an die jahrelangen Kämpfe um das Rauchverbot erinnert, und welchen Fortschritt
diese Veränderung gebracht hat … sollte verstehen, dass Fortschritt etwas sehr Positives sein kann!
Was wünsche ich mir?
Denkt an Eure Kinder und Enkelkinder: Treibt sie nicht mit Ausflüchten, Ablehnung der
Realität und Passivität statt Handeln in die Verzweiflung. Es liegt an uns!