Kommentar zum Bericht EEA-Audit 2022

Eine Rede von Dr. Albert Dick in der am 10.05.23

Es pas­siert mitt­ler­wei­le sehr viel Gutes zum Thema Erneuerbare Energien seit Frau Fuchs an Bord ist. Auch ihr Vorgänger Hr. Straub und sein Mitarbeiter haben sich sehr bemüht, die Ukrainekrise hat uns beim Wärmenetz aber zeit­wei­se mas­siv aus der Spur geworfen.

Wir sehen Fortschritte im AK durch die erfolg­te Stellenbesetzung (Hr. Brey /Energiemanager) und freu­en uns auf die Wirksamkeit eines Klimamanagers, den wir jetzt end­lich aus­schrei­ben können.

Insofern könn­te man das EEA AUDIT ein­fach zur Kenntnis neh­men und abha­ken, Pflicht
erfüllt, … wei­ter­ma­chen, … aber genau das kön­nen wir nicht: Wir kön­nen nicht wei­ter­ma­chen wie bisher!

Zunächst der Blick nach außen: Hitzewellen über­all, auch bei uns, die Welt brennt, s.
Spanien: Der hei­ßes­te April jemals … mit Waldbränden, …, Klimaveränderungen pas­sie­ren
bereits. Überschwemmungen in Pakistan habe 2022 Millionen obdach­los wer­den lassen!

Viele sind heu­te schon Klimaflüchtlinge, wir nen­nen sie dann Wirtschafts-
flücht­lin­ge“, schi­cken sie zurück … Große Teile der Erde wer­den unbe­wohn­bar werden: 

Wer weni­ger oder kei­ne OU/AU Unterkünfte vor der Haustür möch­te, soll­te
bes­ser sehr schnell sei­nen loka­len Beitrag zur Neutralität leisten.

Aber lei­der fin­det man land­auf land­ab das gern ver­wand­te St. Floriansprinzip – der Verweis
in Richtung ande­rer Staaten, Bundesländer, Kommunen, „… sol­len die doch zuerst“ … um
selbst nichts tun zu müs­sen. Ich muss es so klar sagen – das ist unverantwortlich!

„Machs‘te dre­ckig, machs‘te sau­ber“ titelt ein klei­nes infor­ma­ti­ves Buch, von Studenten gut
ver­ständ­lich geschrie­ben und bebil­dert, wel­ches auch unse­ren his­to­ri­schen Beitrag zur
Klimakatastrophe zeigt – und unse­re mora­li­sche Pflicht gegenzusteuern.

Klimaschutz tut Not, aber Klimaschutz ist nicht die Aufgabe des Klimamanagers und des
Energiemanagers, son­dern von uns allen, der Verwaltung, dem Gemeinderat und allen
Bürgern!

Deshalb nun kon­kret:
Was ist der EEA und das EEA-Audit?

  • Der EEA ist ein Award, ein Preis für vor­bild­li­che Kommunen – geht zurück auf 2001/2003
  • seit 2014, Ziel war mal Gold zu errei­chen, das Ergebnis ist m.E. beschämend

Was ist der EEA nicht?

  • Er ist nicht aus­ge­rich­tet am Klimaschutzgesetzt (Klimaneutral 2040) und sagt auch
    nichts über das 1,5°Ziel aus – also vom Bewertungsansatz nicht mehr zeit­ge­mäß –
    und sehr mild!

Was sagt uns der EEA-Bericht?

  • Der Bericht kann, bei unkri­ti­schem Überfliegen, ein fal­sches Bild vermitteln!
  • Er spricht von her­aus­ra­gen­den Leistungen der letz­ten 4 Jahre die z.T. kei­ne sind oder schon älter sind!
  • Er spricht ver­harm­lo­send von „Potentialen“ wo es heu­te – im Jahr 2023 – um „drin­gen­de Notwendigkeiten“ geht um 2040 Klimaneutral zu werden!

Wo stim­me ich dem Bericht zu?

  • Die Defizite bei unse­ren Liegenschaften – bekannt seit 2018 – haben sich nicht
    ver­bes­sert!

Warum ist die Situation viel kri­ti­scher als der EEA-Bericht es benennt:

  • Der Bericht nimmt kei­nen Bezug auf das, was wir uns 2018 vor­ge­nom­men hat­ten – und nicht getan haben: z.B. ein regel­mä­ßi­ges Reporting an den GR einzuführen!
  • Er nennt Stärken, die kei­ne sind:
    o Mitgliedschaft in unse­rem kom­mu­na­len Energieversorger Bodensee … Ich sehe dadurch noch kei­ner­lei Fortschritt bei den EE!
    o Die Innere Verwaltung: Wie kann es sein, dass wir da toll sind, aber bei den Liegenschaften noch genau­so schlecht wie vor 4 Jahren?
    Wie passt es zusam­men damit, dass Maßnahmen aus 2018 nicht umge­setzt
    wur­den?
    o : Da gibt es – dank Bussen – Licht beim , aber m.E. noch viel mehr beim Radverkehr, wie der aktu­el­le Fahrradklimatest des ADFC sehr deut­lich zeigt: Platz 397 für Tettnang – von 474 ver­gleich­ba­ren Städten.

Was braucht Tettnang?

  • Wir müs­sen uns ehr­lich machen und viel mehr tun, damit die Stadt Tettnang bis 2040
    kli­ma­neu­tral wird. Die Stadt muss als Vorbild vor­an­ge­hen – das ist der Sinn des EEA!
  • Alle GRs soll­ten sich dar­über im Klaren sein, dass die Klimakatastrophe und die not­wen­di­gen Maßnahmen nicht das Problem der Grünen sind, son­dern unse­rer
    Generation, der ers­ten die das vol­le Ausmaß ver­stan­den hat, und der letz­ten die die
    Katastrophe noch abmil­dern kann.
  • Wir brau­chen mehr Mut für unpo­pu­lä­re Entscheidungen und für Fortschritt. Wer sich
    an die jah­re­lan­gen Kämpfe um das Rauchverbot erin­nert, und wel­chen Fortschritt
    die­se Veränderung gebracht hat … soll­te ver­ste­hen, dass Fortschritt etwas sehr Positives sein kann!

Was wün­sche ich mir?
Denkt an Eure Kinder und Enkelkinder: Treibt sie nicht mit Ausflüchten, Ablehnung der
Realität und Passivität statt Handeln in die Verzweiflung. Es liegt an uns!